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Die Bahn und ihr Problem mit der Datenverarbeitung

... über Pünktlichkeit, Verspätung und Informationspolitik

Vorweg: Ich fahre oft und sehr gerne mit der Bahn! Lange habe ich nicht verstanden, warum ständig über die Bahn gemeckert wird. Über ihre Unpünktlichkeit. Die paar Verspätungen habe ich gern hingenommen, wohl wissend, wie komplex die Logistik ist, die hinter der Einhaltung des Bahn-Fahrplans steht. Das sehe ich heute auch immer noch so und verteidige die Bahn, wo ich kann. Was ich aber zu hassen gelernt habe, ist das Problem, das die Bahn mit ihrer Datenverarbeitung hat – und so auch mit ihrer Informationspolitik.

Die Bahn und ihr Problem mit der Datenverarbeitung
© 995645@pixabay.com

Heute sind mir gleich zwei Beispiele vor die Füße gefallen, bei denen ich am Sachverstand der Bahn-Datenbank-Verantwortlichen zweifel. Unten in der Essener Bahnhofshalle sah ich meinen Zug an der Anzeigetafel: S9 Richtung Bottrop, Abfahrt 18:41 Uhr. Super, freute ich mich, dass ich diesen Zug gerade eben noch erwischen würde, und rannte hinauf zum Gleis. Auch dort wurde der Zug noch brav an der Anzeigetafel angezeigt. Doch dann, eine Minute nach der planmäßigen Abfahrtszeit, änderte sich das plötzlich, und durch die Lautsprecher hieß es:

„S9 Richtung Bottrop, planmäßige Abfaht 18 Uhr 41, heute zwanzig Minuten später. Grund ist eine Verspätung aus vorausgehender Fahrt ...“

Wie bitte? Zwanzig Minuten später? Nicht dass ein Zug nicht mal zwanzig Minuten Verspätung haben dürfte. Aber kann mir mal jemand erklären, warum die Bahn ihre Kunden erst eine Minute nach der planmäßigen Abfahrtszeit über zwanzig(!) Minuten Verspätung informiert? Die Bahn-Macher können mir doch nicht erzählen, dass sie erst da von der Verspätung aus vorausgehender Fahrt erfahren haben.

Die Bahn und ihr Problem mit der Datenverarbeitung
© Structuro@pixabay.com

Der Ärger war groß am Gleis. Sehr verständlich. Doch diesen Ärger habe ich nicht allein als Ärger über die zwanzig Minuten interpretiert, sondern über die dreiste Nicht-Informierung. Vor gut zwanzig Minuten hätte sich jeder dort um Alternativen bemühen können – oder wenigstens bei Macces 'nen Burger essen, anstatt am Gleis zu frieren.

Vor ein paar Wochen fast dasselbe Szenario: Mein Zug von Oberhausen nach Bonn war mit dreißig Minuten Verspätung angeschlagen. Ich nahm also einen alternativen Zug in dieselbe Richtung, der mich aber nur bis Düsseldorf bringen konnte. Dort saß ich dann leider fest, weil es hier kein Weiterkommen gab. Es sei denn, mit meinem ursprünglichen Zug, der hier – hätte er keine Verspätung gehabt – jeden Moment hätte eintreffen müssen. Zu meiner Überraschung war dieser Zug hier in Düsseldorf noch immer als pünklich angezeigt :-O In der kommenden halben Stunde konnte ich dann beobachten, wie die (dann doch ausgewiesene) Verspätung im Fünf-Minuten-Takt erhöht wurde, bis die dreißig Minuten erreicht waren. Hallo!? Die deutsche Bahn wusste doch schon in Oberhausen von 30 min Verspätung! Das war vor fast einer Stunde gewesen! Warum hat sie sich nicht getraut, das auch den Kunden in Düsseldorf anzuvertrauen, anstatt sie kleckerweise – nein, nicht zu informieren, sondern hinzuhalten?

Die Bahn und ihr Datenabgrund

Ist die Bahn pünktlich? Na ja, einigermaßen, würde ich sagen, der ich es gut mit ihr meine. Es gibt natürlich auch diese fürchterlichen Tage, an denen fast nichts geht. Wer ist daran Schuld? Nicht immer ist es die Bahn selbst. Das hat mir und meinen Mitreisenden mal ein cooler Zugführer erläutert und mich damit prima unterhalten. Nach der Ausfahrt aus dem Kölner Hauptbahnhof sagte er durch die Zuglautsprecher:

„Wir haben jetzt mit unfassbaren fünfzig Minuten den Kölner Haupbahnhof verlassen, nachdem wir heute einen Anschlag auf die Oberleitungen, einen defekten Bahnübergang, Personen auf den Gleisen ...“ – (hier folgten noch ein paar kleine Katastrophen, die die Bahn nicht verschuldet hatte, die mir aber entfallen sind) – „... überstanden haben. Wenn die beiden jungen Männer, die mir gerade bei der Einfahrt in Köln den Stinkefinger gezeigt haben, immer noch der Meinung sind, dass ihr Zugführer an der Verspätung Schuld hat, dann können die gerne in Deutz wieder aussteigen ...“

Und wenig später, als der Zug in einem anderen Bahnhof etwas länger als üblich stand, hieß es:

„Fünfzig Minuten sind offensichtlich noch nicht genug. Wenn sich die Personen in der hinteren Zugtür endlich entscheiden könnten, ob sie ein- oder aussteigen möchten, dann könnten wir jetzt auch endlich weiterfahren ...“

Das ist mal Informationspolitik! Das hat mir gefallen. Mal wenigstens im Ansatz zu erfahren, was so alles Verspätungen verursacht, ist cool. Warum die übrigen Informationen der deutschen Bahn so lückenhaft oder auch falsch sind, kann ich mir nicht erschließen. Entweder hat dieser Mega-Konzern ein ganz großes Datenverarbeitungsproblem, oder er informiert seine Kunden absichtlich nicht oder falsch. Was von Beidem schlimmer wäre, weiß ich nicht. Beides ist irgendwie beängstigend :-(

Ein letztes Beispiel für die Datenverarbeitungsprobleme der Bahn gefällig? Dies ist das oben angekündigte zweite Beispiel von heute: Ich komme in Oberhausen an. Dort heißt es aus den Lautsprechern:

„Willkommen in Oberhausen Hauptbahnhof. Sie haben Anschluss an die RB soundso nach Oberhausen Hauptbahnhof von Gleis xy.“

Gut zu wissen. Denn Wissen ist schließlich Macht.

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Grundsätzlich mache ich hier keine Produktwerbung. Und auch jetzt geht es mir nicht um die Marke, sondern um das Prinzip: Der Einhandmischer, bei dem die Mittelstellung kaltes Wasser liefert. Ich selbst habe so einen von der Firma hansgrohe, die den CoolStart auf den Markt gebracht hat. Für mich eine der wichtigsten Erfindungen neuerer Zeit.

 
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