Corona als Friedens-Chance für Israel und den Iran? |
Als im 14. Jahrhundert die Pest in Europa wütete, sahen viele Menschen dies als Strafe Gottes an. Auch heute gibt es einzelne Personen, die Corona als Strafe Gottes bezeichnen. Oder zumindest als Folge mangelnden Glaubens. Oder zumindest halten manche einen starken religiösen Glauben für ein wirksames Gegenmittel gegen Corona, wie beispielsweise der Schweizer Weihbischof Marian Eleganti, der nicht verstehen will, warum von der Mundkommunion abgeraten wird oder Weihwasserbecken leer bleiben sollen, oder auch iranische Gläubige, die Moschee-Türen und andere Glaubenssymbole ablecken, um ihren Glauben zu demonstrieren.
Im Iran hat sich die Infektion besonders stark ausgebreitet. Nach China und Italien gilt der Iran als das am stärksten betroffene Land der Erde (Stand: Mitte März 2020). Grund dafür könnte die andauernde Vertuschung und Verharmlosung durch Regierung und Geistlichkeit sein. Anstatt angemessen vor den Gefahren durch das Virus zu warnen, hat die Regierung offenbar lieber Amerikaner und Juden bezichtigt, das Virus in die Welt gesetzt zu haben. Jetzt aber kommt von einem der höchsten iranischen Geistlichen ein überraschendes Statement: Der 93-jährige Großayatollah Naser Makarem Shirazi sagte der iranischen Tageszeitung „Hamdeli“, unter gewissen Umständen sei es zulässig, Corona-Impfstoff aus Israel einzukaufen.
Um das erstaunlich zu finden, muss man zweierlei wissen:
Ganz egal, wie lange es nun noch dauern wird, bis ein israelischer Impfstoff eingesetzt werden kann: Erstaunlich ist doch, dass ein führender Geistlicher des Irans den Einkauf israelischer Lebensretter erlaubt, und das zu einem so frühen Zeitpunkt. Was ist geschehen? Mancher wird versucht sein zu sagen, es sei seine Angst um das eigene Leben. Schließlich ist im Iran besonders die politische und geistliche Elite betroffen, und insbesondere letztere besteht vorrangig aus alten Männern, die die am meisten bedrohte Risikogruppe bilden. Oder ist es eine ernstgemeinte Abkehr vom bisher massiv geschürten Israel-Hass? Das wage ich nicht zu glauben. Tatsache ist, dass es den Ayatollahs aufgrund dieses eigenen Betroffenseins momentan nicht in den Sinn kommen kann, Corona sei – wie damals die Pest – eine Strafe Gottes.
Ist es eigentlich ein Zufall, dass ausgerechnet der Iran eines der am schlimmsten heimgesuchten Länder ist und dass ausgerechnet der Erzfeind Israel einen Impfstoff entwickelt haben will? Naja, es wird wohl Zufall sein, aber dennoch ist es eine große Chance, eine einmalige, und zwar für den Frieden zwischen beiden Ländern. Und ich meine Frieden im Sinne von Annäherung, und nicht von Waffenstillstand. Sagen wir, Israel würde ankündigen: „Wir werden bevorzugt den stark gebeutelten Iran beliefern.“ Und wenn sie das dann noch zu reduzierten Preisen tun würden, was wäre dann? Das wäre ein Zeichen. Es wäre eine Chance, die ewige Hassspirale aufzubrechen. Den Hass-Schürern im Iran jedenfalls könnte es ein Stück weit den Boden entziehen. Ein solcher Akt der Nächstenliebe (die im Judentum wie im Islam gleichermaßen einen hohen Stellenwert hat) könnte Zweifel am Hass des anderen säen, Zweifel daran, dass Israel vernichtet werden muss. Es sind die Köpfe der kleinen Leute, der jungen Leute, auch derer, die irgendwann mal Ayatollah werden, in denen solche Zweifel wachsen müssen. Kleine Zweifel daran, dass die da drüben einfach nur Feinde sind. Es wäre nur ein kleiner Schritt der Annäherung, aber einer, der von dem Überraschungsmoment leben könnte, weil man alles erwartet, nur das nicht.
Und das leider zu Recht. Gerade jetzt, wo es wirklich schlecht steht um den Iran, fordert in den USA die anti-iranische Organisation United Against Nuclear Iran (UANI) ein Aussetzen der pharmazeutischen Handelsbeziehungen mit dem Iran. Vielleicht sieht so Mancher jetzt die Chance, Corona könne das iranische Regime stürzen. Vielleicht stimmt das sogar. Aber wirklichen Frieden bringt das auch nicht. Ein Verweigern medizinischer Hilfe zu diesem Zeitpunkt aber wird den iranischen Hass auf den Westen nur weiter schüren. Und dann lese ich diesen Kommentar eines/einer gewissen S.Hueter unter dem Artikel „Iran: Hardliner und Kleriker sterben an COVID-19“ bei heise.de:
Das würde ich mir für alle Eliten wünschen das sie als erste dahingerafft würden. ....und zwar weltweit..... [...] Da hätte ich absolut nichts dagegen.
Solange es solche Aussagen, nein Gedanken gibt, solange hat wirklicher Frieden natürlich sowieso keine Chance :-(
am 14.03.2020 um 17:56 Uhr | Sehr schön beschriebene Coontopie! Auch wenn sie für mich gerade etwas weit weg ist... Da du mich aber gerade inspiriert hast, meine eigenen utopischen Gedanken zur Coronageschichte mal in Worte zu fassen, mache ich jetzt unverschämterweise unter deinem Beitrag noch ein ganz anderes Fass auf. ; ) Ich lehne mich jetzt mal ganz krass aus dem Fenster und behaupte: Es ist JETZT die Zeit für einen radikalen Wandel in den Köpfen der Menschen was die Gedankenmuster zu Nächstenliebe und Wirtschaftswachstum angeht, um von dieser extremen Ellenbogenmentalität wegzukommen. Denn unterm Strich sind wir alle Menschen, haben Angst vor dem, was da kommt und die Bedrohung betrifft jetzt nicht nur ein Land oder einen Kontinent der gaaaanz weit weg ist (und der halt die Arschkarte auf der Karte gezogen hat), sondern die GANZE WELT. Und dieses Umdenken geht wohl leider nur durch so eine Krise, denn ansonsten bleibt es nur ein Gedankenexperiment. Dass das System nicht gut ist, ist ja schon lange klar. Aber geändert hat sich all die Jahre gefühlt rein gar nichts, weil sich der eine Mensch bisher in seiner sicheren heilen Welt bewegt und über Luxusprobleme beschwert hat und der Rest eben so langsam aufgewacht ist. Und allein davon fühlt sich ja schon das „privilegierte Volk“ bedroht. Weil da wer kommt, der nix hat, bisher null für uns geleistet hat, zudem auch noch eine andere Kultur mitbringt und auf einmal sein Recht auf ein besseres Leben einfordert... Ich sehe also das, was da gerade passiert und die Corona-Bedrohung (bei der wir vermutlich erst am Anfang sind) immer mehr als Chance...die Augen aufzumachen und zu erkennen, was wirklich wichtig im Leben ist! Z.B. weniger die Luft für unsere Bespaßung zu verpesten und die Natur zu zerstören, weniger Leid in die Welt zu setzen, andere nicht mehr so auszubeuten, um uns zu bereichern und auch nicht mehr alles immer billiger machen zu wollen auf Kosten anderer, …und das alles nur, um ein sterbendes und mit Leichen gepflastertes Wirtschaftssystem am laufen zu halten und alles ständig und sofort verfügbar zu haben! Ich habe aber in meiner Luitopie den Glauben an die Liebe der Menschen zueinander nicht verloren und ebenso glaube ich noch daran, dass das Gute die Krise überleben wird und es noch genug Menschen gibt, die sich nicht wegen Klopapier im Supermarkt prügeln und Desinfektionsmittel klauen. Angst entstellt gewiss den Menschen, aber sie so auszuleben war nie und wird nie die Lösung für das jetzige Problem sein. In meiner Luitopie ist nun der perfekte Zeitpunkt für alle, um das zu begreifen und die alten Muster aufzubrechen. Denn nie hat die Welt mehr Liebe und Verständnis und Zusammenhalt gebraucht, um zu überleben! Und ich finde das muss man sich und anderen, die aus Angst und Panik immer noch ellenbogenmäßig handeln und an ihrem alten System festhalten, auch immer wieder entgegenbringen und vorleben! Und zwar mehr denn je! In diesem Sinne wünsche ich dir gaaaaanz liebe Grüße Lui/Journey |
am 14.03.2020 um 20:37 Uhr | Hi Lui. Ein anderes Fass? Was Du aufgemacht hast, ist dasselbe Fass, das ich aufgemacht habe. Nur hast du es noch sehr viel allgemeiner getan, während ich sehr speziell war. Du sprichst mir aus der Seele und hast dabei glaube ich noch etwas mehr Optimismus als ich. Was wir jetzt gerade erleben, haben selbst die Ältesten von uns nie erlebt, nicht in diesem weltweiten Ausmaß. Somit ist es eine bisher nicht dagewesen Chance, alles zu überdenken. Aber ich glaube nicht daran. Nicht zuletzt der von mir angeführte Internet-Kommentar lässt mich daran zweifeln. Die von Dir angeführte Nächstenliebe haben wir Menschen nicht verinnerlicht, sie ist sehr labil. Sie steckt nicht fest in uns, sondern muss erlernt, erworben, immer wieder innerlich erkämpft werden. Dies kann diese Krise bestenfalls beschleunigen, aber nicht zum Ziel führen. Ich fürchte, wir brauchen wir noch ein paar Jahrhunderte dafür. Aber beschleunigen ist ja auch schon mal was :-) Danke für den schönen Kommentar und diese zusätzliche *topie! |
Grundsätzlich mache ich hier keine Produktwerbung. Und auch jetzt geht es mir nicht um die Marke, sondern um das Prinzip: Der Einhandmischer, bei dem die Mittelstellung kaltes Wasser liefert. Ich selbst habe so einen von der Firma hansgrohe, die den CoolStart auf den Markt gebracht hat. Für mich eine der wichtigsten Erfindungen neuerer Zeit.