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Wer sind eigentliche die Leute, die das ganze Klopapier gekauft haben? Ich kenne keinen, jedenfalls keinen, der es von sich aus zugibt. Aber ich kann mir die Antwort schon vorstellen, wenn ich einen solchen Menschen nach dem Warum fragen würde: „Wenn es zu einem Engpass kommt, dann habe ich jedenfalls noch welches.“ Oder: „Das geht dich gar nichts an. Ist doch meine Sache, wie viel Klopapier ich kaufe.“ Während die erste Aussage zweifelsohne richtig ist, ist die zweite um so falscher. Ich versuche jetzt seit gut einer Woche, irgendwo Klopapier zu ergattern. Noch habe ich drei Rollen, aber die sind bald Geschichte. Dann habe ich keins mehr, weil es zu einem Engpass gekommen ist – an dem nicht Corona Schuld ist! ![]() Heute habe ich mich bei einer Dame an der Supermarkt-Information informiert (mit 2m Abstand!). Für mich bedeutet das: Das Hamstern geht weiter ... Mir geht es hier nicht ums Klopapier. Das ist nur ein Beispiel. Ich werde die kommenden zwei Wochen auch ohne überleben (dann esse ich einfach nichts mehr). Mir geht es hier um Solidarität, dieses böse, etwas aus der Mode gekommende Wort. Meine Einstellung ist die: Wenn ein Engpass droht, dann sollte jeder extra wenig einkaufen, damit jeder wenigestens etwas hat. Wenn ein Engpass droht, dann sollte ich gerade kein Klopapier kaufen, wenn ich noch drei Rollen habe. In guten Zeiten kann ich mir gerne einen Vorrat anlegen. Aber doch nicht, wenn ein Engpass droht. Wir leben in einer Gesellschaft, da gehört Solidarität einfach dazu. Ich stelle mir vor, ich hätte den Keller jetzt voll mit Klopapier. Oder anders: Ich stelle mir vor, richtig wichtige Lebensmittel sind knapp. Und ich hätte mir noch schnell den Keller damit vollgehamstert. Wie würde es mir gehen, wenn dann die Menschen um mich herum hungern würden? Was würde ich tun? Wenn der Hunger nur groß genug wäre, würde ich vermutlich alles für mich behalten. Katastrophen zeigen einfach das eigentliche Wesen des Menschen. Aber schämen würde ich mich. Satt, aber in Grund und Boden. ![]() Hamstern in Engpass-Situationen ist nicht jedermanns eigene Sache! Das sagt schon das Schweizer Zivilverteidigungsbüchlein aus der Zeit des Kalten Krieges (Ausschnitt s.u.). Hier zwei konkrete Gründe aus der Gegenwart:
Was macht eine Krise mit einer Gesellschaft? Die derzeitige Corona-Krise wird es vielleicht zeigen. Überwiegt die Solidarität oder der Egoismus? Das Soziale oder das Asoziale? Halten wir trotz Kontaktverbot zusammen, oder wollen wir einzig unsere eigene, kleine Familie schützen? Jetzt, wo sich alle möglichen Staaten wieder sehr separiert haben, werden vielleicht auch Unterschiede deutlich werden. So wie bereits zwischen Deutschland und den USA. Dort drüben nämlich werden offensichtlich signifikant mehr Waffen gehortet, als ohnehin schon. Wie schön, dass es in Deutschland nur das Klopapier ist! Solidarität beginnt beim Einkauf. Und persönliches Hamstern hat direkte Einflüsse auf viele Dinge, die die gesamte Gemeinschaft angeht. Also, wir haben es in der Hand. Jeden Tag im Supermarkt ... Edit: Bin am selben Tag abends nochmal in den selben Laden gegangen (wg. anderer Sachen, nicht Klopapier). Dort konnte ich ein Gespräch zwischen zwei Kundinnen belauschen: „Ich bin jetzt schon seit drei Wochen hinter Klopapier her. Nirgends was zu kriegen. Langsam wirds eng bei uns.“ „Ach, also ich habe vorgesorgt und uns einen ordentlichen Vorrat angelegt.“ Aha. Die war es also!
loading ... Über das Horten im Schweizer Zivilverteidigungsbuch (1960er Jahre) 1/1 bisherige Kommentare:
neuer Kommentar: Auch interessant: ![]() Vorweg: Ich fahre oft und sehr gerne mit der Bahn! Lange habe ich nicht verstanden, warum ständig über die Bahn gemeckert wird. Über ihre Unpünktlichkeit. Die paar Verspätungen habe ich gern hingenommen, wohl wissend, wie komplex die Logistik ist, die hinter der Einhaltung des Bahn-Fahrplans steht. Das sehe ich heute auch immer noch so und verteidige die Bahn, wo ich kann. Was ich aber zu hassen gelernt habe, ist das Problem, das die Bahn mit ihrer Datenverarbeitung hat – und so auch mit ihrer Informationspolitik. |