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Platanen am Saporoshje-Platz in Oberhausen

Einblick in die Unterwelt – Einblick in die Vergangenheit

Platanen am Saporoshje-Platz in Oberhausen – Schnee-Rechtecke auf dem Saporoshjeplatz in Oberhausen
Schnee-Rechtecke auf dem Saporoshjeplatz in Oberhausen

Oberhausen City. Saporoshje-Platz. Januar 2021. Es hat geschneit. Im Rheinland! Es taut auch sofort wieder. Von einem erhöhten Punkt aus schaue ich auf den Platz und staune: Ist der Schnee bereits fast vollständig geschmolzen, so hält er sich doch hartnäckig um die Stämme der unzähligen Platanen herum. Es entstehen wundersame, fast perfekt rechteckige Schneeflächen, die deutlich machen, dass diese Bäume nicht von Natur aus hier stehen :-)

Gut, das hatte ich natürlich sowieso nie angenommen. Der Saporoshje-Platz (oder auch Saporishja-Platz) befindet sich inmitten der Innenstadt von Oberhausen, dieser erst 1862 auf der kargen Lipper Heide gegründeten Ortschaft. Gut 100m südlich vom Saporoshje-Platz befindet sich der Altmarkt, jenes zentrale Fleckchen Erde, das der vorausschauende Bauer Wilhelm Stöckmann der aufkeimenden Gemeinde bereits 1859 schenkte – wohl ahnend, dass sich im Anschluss hier ein Handelszentrum entwickeln und man ihm die angrenzenden Grundstücke für viel Geld aus der Hand reißen würde. Knapp 200m in nördlicher Richtung liegt der Oberhausener Hauptbahnhof. Auch das Rathaus im Nordosten ist nicht weit. Altmarkt, Bahnhof, Rathaus – der Saporoshje-Platz liegt damit im Kerngebiet zwischen den drei etwas unglücklich separierten Ortszentren der jungen Stadt.

Platanen am Saporoshje-Platz in Oberhausen – mit Schnee
mit Schnee: Rechteck
Platanen am Saporoshje-Platz in Oberhausen – ohne Schnee
ohne Schnee: keinerlei Rechteck

Doch zurück zu diesen merkwürdigen Schnee-Rechtecken. Ohne Schnee ist hier keinerlei Auffälligkeit zu entdecken: Abgesehen von den massiven Wegeplatten ist das gesamte Areal mit sehr feinem, festen Schotter gestaltet, jedenfalls oberflächlich. Der Schnee bietet hier also einen einmaligen Einblick in den Untergrund. Das oberflächennahe Erdreich um die Stämme herum muss anders beschaffen sein als der restliche Boden des Platzes. Es ist die Wärmekapazität und die Wärmeleitfähigkeit, die beide Bereiche unterscheiden, vielleicht durch unterschiedliche Dichte oder die Menge des eingeschlossenen Wassers. Tatsache ist: Der Boden um die Bäume herum war an diesem Tag etwas kälter als der übrige.

Platanen am Saporoshje-Platz in Oberhausen – Schnee-Rechtecke vor Wippe und Hängematte
Schnee-Rechtecke vor Wippe und Hängematte

So spannend, wie ich diese ungewöhnliche Beobachtung finde, so neugierig bin ich nun auf den Grund der ungleichen Beschaffenheit des Untergrunds geworden. Hat man die Bäume etwa bewusst in baumfreundliche Erde gesetzt, lockerer vielleicht, mit anderen Wasserhalte-Eigenschaften, anderer Zusammensetzung, ...? Oder wurde der Platz umgestaltet, lange nachdem die Bäume standen? Dann hat man wohl die Erde um die Bäume herum verschont, und die Bagger haben nur drumherum gewütet, um das Legen der neuen Steinplatten vorzubereiten. Ohne genauer über die Geschichte dieses Platzes Bescheid zu wissen, kann ich das nicht entscheiden. Also mache ich mich auf die Suche.

Und tatsächlich: In einigen Online-Artikeln (leider alle kostenpflichtig) der hiesigen Tageszeitung fand ich Berichte über den bisher letzten großen Umbau des Platzes im Jahre 2011. Die vielen Bilder in einem der WAZ-Artikel bestätigen, dass massiv um die Bäume herum gebaggert wurde, wobei annähernd rechteckige Bereiche um die Stämme verschont blieben. Damals wurde die bestehende Parkplatz-Anlage in einen freundlichen parkähnlichen Platz verwandelt – mit Spielgeräten wie einer überdimensionalen Wippe und einer großen Hängematte. Nachträglich wurde sogar die gerade neu gelegte Pflasterung auf einer Länge von 20m wieder aufgerissen, um Wasserspiele zu integrieren, über die wohl zu spät entschieden worden war. Heute ist der Platz ein gelungener und gut besuchter Innenstadtpark, dessen eindrucksvolle Platanen-Allee im Sommer ein herrliches Blätterdach bietet.

Platanen am Saporoshje-Platz in Oberhausen – Der Steinweg durchkreuzt das Rechteck
Der Steinweg durchkreuzt das Rechteck

Und noch früher? Die Bäume waren auch 2011 schon einige Jahrzehnte alt. Tief versteckt in einer Bildergalerie (direkter Link: Bild 73) sah ich ein Bild aus den 60er Jahren, das aus Anlass der Eröffnung der Kaufhof-Filiale im heutigen Bert-Brecht-Haus aufgenommen wurde. Auf diesem Bild sind einige Bäume zu sehen, die ich als die heutigen Platanen identifiziere. Schon damals schienen diese Pflanzen ein gutes Jahrzehnt alt zu sein.

Mehr konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Zwar lautet der Titel des o.g. WAZ-Artikels „Die dritte Chance für den Saporoshje-Platz“, doch schweigt sich der Text über die beiden ersten Chancen vollständig aus.

Daher hier meine Fragen:

  • Wer weiß, wann diese Bäume geplanzt wurden?
  • Wer weiß mehr über die Geschichte dieses Platzes?
  • Wer hat alte Fotos für mich aus früheren Zeiten?

Spannend, wie ein simpler, wenn auch seltener Schneefall mein Geschichts-Interesse wecken konnte :-)

 

Platanen am Saporoshje-Platz in Oberhausen – Der Saporoshjeplatz, Umbau Frühling 2011
Der Saporoshjeplatz, Umbau Frühling 2011, (c) B.Gutleben@wikipedia.org
Platanen am Saporoshje-Platz in Oberhausen – Der Saporoshjeplatz im Frühling 2012
Der Saporoshjeplatz im Frühling 2012, (c) B.Gutleben@wikipedia.org

 

WAZ-Artikel von 2011:
Die dritte Chance für den Saporoshje-Platz
(leider kostenpflichtig)
www.waz.de/staedte/oberhausen/die-dritte-chance-fuer-den-saporoshje-platz-id4867438.html
WAZ-Bildergalerie:
Fotos zeigen 150 Jahre Oberhausen
www.waz.de/staedte/oberhausen/fotos-zeigen-150-jahre-oberhausen-id6511527.html
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