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SEO - Vom Zügeln einer fremden Macht

Die Relevanz der Googleschen Suchergebnisse

coonlight bei Google auf Platz 1
coonlight bei Google auf Platz 1
Leider ist "coonlight" kein soo häufiger Suchbegriff ;-)

Was sind das eigentlich für Websites, die bei einer Google-Suchanfrage ganz oben in der Ergebnisliste auftauchen? Gut, ganz ganz oben landen meist bezahlte Werbe-Links. Aber welche Seiten landen ganz oben, also direkt darunter? Früher dachte ich immer, je suchbegriffrelevanter eine Seite sei, je mehr sie also mit dem jeweiligen Suchbegriff zu tun habe, desto höher komme sie in der Google-Rangliste. Früher war das auch mal so. Heute aber läuft das anders. Seit ich vor knapp siebzehn Monaten zum Blogger mutierte, musste ich erfahren, dass es bei Google heute nach einem recht unappetitlichen Motto zugeht: "Scheiße schmeckt gut. Millionen Fliegen können nicht irren."

Zugegeben: Will eine Seite weit oben in den Suchergebnissen mitspielen, muss sie auch heute noch etwas mit dem Suchbegriff zu tun haben. Dieser muss wenigstens vorkommen im Text, und es gibt auch heute noch eine optimale Häufigkeit und optimale Positionen für diese Reizworte. Doch für's SEO (= Search Engine Optimization = Suchmaschinen-Optimierung) gilt der sogenannte PageRank (siehe Kasten) als besonders wichtig für eine gute Positionierung. Dieser ist umso höher, je mehr Links von fremden Websites aus auf die eigene Seite verweisen (verlinken).

Da ein höherer, eigener PageRank eine höhere Positionierung in Suchergebnis-Listen bedeutet, ist die Hauptaufgabe aller SEOs (= Leute, die das unselige SEO betreiben) das Zustandebringen möglichst vieler Links im gesamten Internet, die auf die eigene Seite verweisen – möglichst von Seiten aus, die selbst besonders hoch gerankt sind. Solche Links werden auch Backlinks genannt.

Und wie erreicht man das? Über die Auswüchse, die der Kampf um PageRank angenommen hat, möchte ich mich hier nicht auslassen. Sie reicht vom Backlink-Kauf und Link-Farmen über Kommentar-Spam in Blog-Artikeln bis hin zum Betreiben eigener Websites ohne sinnvollen Inhalt, die nur dazu dienen, Links auf die eigentliche Website zu produzieren. Im Sinne der Relevanz seiner Suchergebnisse sieht Google solche Maßnahmen als unlauter an und kämpft nun bereits seit vierzehn Jahren dagegen wie der Bauer gegen das Ungeziefer.

Der PageRank

Benannt ist der PageRank nach Larry Page. Zusammen mit Sergey Brin entwickelte dieser Ende der 1990er Jahre die Suchmaschine Google. Ihr großer Erfolg beruhte auch auf der Anwendung des PageRank-Verfahrens zur Berechnung der Suchergebnis-Reihenfolge, die deutlich "bessere" Ergebnisse lieferte, als alle bisherigen Verfahren.
Dazu führt Google eine interne Liste, die alle Internetseiten nach ihrer "Wichtigkeit" (eben dem PageRank) sortiert, völlig unabhängig von irgendwelchen Suchbegriffen.
Verkürzt dargestellt erhält eine Seite dabei einen um so höheren PageRank, je mehr fremde Seiten mit einem Link ("Backlink") auf sie verweisen. Dabei sind diejenigen Links um so maßgeblicher, die auf Seiten stehen, die ihrerseits einen hohen PageRank aufweisen.

Genauer und sehr anschaulich wird dieses mathematische Modell z.B. hier beschrieben: Überblick über das PageRank-Verfahren bei eFactory

Doch die eigentliche Frage ist: Wie relevant sind denn die Ergebnisse nun, die Google mit Hilfe des PageRank-Verfahrens liefert? Hierzu ein paar Anmerkungen, bei denen ich die unlauteren SEO-Methoden erst einmal nicht mitbetrachte. Gehen wir also einfach mal davon aus, als ginge im Web alles mit rechten Dingen zu:

  • Relevanz im PageRank-Sinn bedeutet Aufmerksamkeit. Eine Seite, auf die viel verlinkt (hingewiesen) wird, bekommt dadurch eine hohe Aufmerksamkeit. Seiten, die niemanden interessieren, begeistern oder niemandem wichtig sind, finden keine Beachtung und erhalten so auch keine Relevanz.
  • Ebenso ergeht es natürlich Seiten, die niemand findet, weil sie noch keinen ordentlichen PageRank haben. Neue Seiten haben es somit sehr schwer, auf die Beine zu kommen, egal, wie hochwertig und themenrelevant sie sind.
  • Ob die durch Backlinks erbrachte Aufmerksamkeit positiver oder negativer Art ist (ob die verlinkte Seite also empfohlen oder vor ihr gewarnt wird), bleibt unbeachtet.
  • Der Inhalt einer Internet-Seite tritt fast völlig in den Hintergrund. Ihre Relevanz wird hauptsächlich durch völlig fremde(!) Seiten bestimmt (nämlich durch die, auf denen sich ihre Backlinks finden).
  • Nur die Betreiber dieser völlig fremden Seiten sind die "Bestimmer" – eine sehr willkürliche Auswahl aus der Internetgemeinschaft.

Das PageRank-Verfahren ist für mich eine der größten Outsource-Vorgänge der Geschichte. Die wichtige qualitative Einstufung einer jeden Internetseite, also die Bewertung

  • der fachlichen Kompetenz,
  • der journalistischen Sorgfalt
  • der Sachlichkeit
einer Webpräsenz, aber auch die Beurteilung
  • der Übersichtlichkeit
  • der Barrierefreiheit
  • der Werbebanner-Belastung
wird von Google auf die Gesamtheit aller Web-Autoren abgewälzt. Diese Gemeinschaft entscheidet, wer nach oben kommt und wer nicht.

Das kann man positiv sehen: Google maßt sich nicht an, allein über Qualität zu entscheiden, sondern demokratisiert das Verfahren. Dies geschieht aber nur halbherzig, denn längst nicht jeder Internet-User ist wahlberechtigt. Es sind eben nur die Website-Betreiber, die mit ihrem Link-Verhalten über die Popularität aller anderen Seiten entscheiden. Und insbesondere dann, wenn man all das unlautere SEO-Zeugs mit berückichtigt (das auch viel mit finanzieller Macht zu tun hat), kann man – wie ich – die thematische Relevanz der Google-Ergebnisse massiv anzweifeln und zu der oben genannten unappetitlichen Aussage gelangen.

Diese kann man freilich auch weniger emotional formulieren: Gefördert wird einzig und allein der Mainstream. Genau das erreicht Google mit dem PageRank-Verfahren. Man erhält zu einem Suchbegriff immer die Ergebnisse, die schon Andere zufrieden gestellt haben. Und niemand, der nicht über die Top Ten hinausblickt, wird je erfahren, was ihm von der enormen Vielfalt des Webs entgeht. Die Folge ist eine allgemeine, aber letztlich uninformierte Zufriedenheit – und das in einer Informationsgesellschaft! Doch genau darin liegt Googles Erfolgsgeheimnis.

Was ist nun die Alternative? Ich glaube nicht, dass es eine gibt, jedenfalls keine, die vollautomatisch vom einem Web-Server geleistet werden kann. Die Relevanz einer Information (Internet-Seite) zu einer bestimmten Frage (Suchbegriff) ist zur Zeit noch nicht ohne menschliches Beurteilungsvermögen zu ermitteln.

Meckern kann man immer. Doch was will ich eigentlich mit diesem Artikel erreichen, wenn ich nicht mal in der Lage bin, Alternativen aufzuzeigen? Nicht mehr, als bewusst zu machen,

  • dass Googles Suchergebnisse nicht relevant sind, sondern in erster Linie beliebt,
  • dass ein Google-Nutzer nur die Spitze eines riesigen Eisbergs zu sehen bekommt, solange er sich nur mit den ersten Suchergebnissen befasst,
  • dass gewissenhafte Recherche daher auch heutzutage nicht weniger Zeit in Anspruch nimmt, als zu Zeiten der Mikrofiche und Karteikarten,
  • durch welche Prinzipien Meinung und Bildung (auch politische!) im Internet vermittelt werden.

Mir jedenfalls war das in dieser Deutlichkeit neu. Wenn es nicht gerade um Alltagsfragen geht, die sich mit einem Blick auf einen Mainstream-Wikipedia-Artikel klären lassen, werde ich künftig wohl skeptischer sein bei dem, was Google mir vorsetzt.

Und darüber hinaus muss ich mir demnächst wohl zweimal überlegen, ob ich lieber einen neuen Blog-Artikel schreibe, oder in derselben Zeit besser SEO betreibe :-(

Überblick über das PageRank-Verfahren der Suchmaschine Google:
- mit viel mathematischem Hintergrund aber
- sehr anschaulichem und verständlichem Text
http://pr.efactory.de/d-index.shtml
PageRank bei Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/PageRank
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