Flamingos im Zwillbrucker Venn |
Flamingos in Deutschland? Absurder Gedanke. Und doch leben diese Tiere seit vielen Jahrzehnten im Zwillbrocker Venn im Kreis Borken, im westlichsten Teil des Münsterlandes, direkt an der niederländichen Grenze. In Freiheit! Schon 1938 wurden Teile dieser Moorlandschaft zum Naturschutzgebiet erklärt. Seit den 70er Jahren sind neben unzähligen Möwen auch verschiedene Flamingo-Arten hier heimisch.
Das Zwillbrocker Venn ist einen Tagesausflug wert. Ob mit dem Rad oder zu Fuß – der 5,8 km lange Rundweg um den zentralen See ist ein Erlebnis. An verschiedenen Stellen kommt man dem Wasser, und damit den Tieren, sehr nah. Die Möwen leben und kreischen hauptsächlich auf der Vogelinsel mitten im See, die Flamingos dagegen sind mal hier und mal dort zu sehen, je nach dem, wo sich gerade am besten gründeln lässt. Sie stehen dazu im niedrigen Wasser und suchen mit dem Schnabel auf dem Grund nach Nahrung. Die meiste Zeit über halten sie so ihren Kopf unter der Wasseroberfläche verborgen, sodass es schwer ist, ein Foto mit Kopf von ihnen zu machen.
Das Wort „Foto“ ist ein gutes Stichwort. Kaum ein Ort in NRW wird eine höhere Dichte an Teleobjektiven aufweisen. Überall laufen einem Fotografen und Fotografinnen mit halbmeterlangen Teleskopen über den Weg. Die Vogelwelt hier am See ist aber auch wirklich äußerst fotogen. Auch ich war im Frühjahr 2025 mit meiner Kamera unterwegs. Die Fotos auf dieser Seite stammen von diesem Ausflug.
Die angesprochene Vogelwelt besteht natürlich nicht einfach nur aus Flamingos und Möwen. Schon die Flamingos weisen mehrere Arten auf, so etwa Rosaflamingo, Kubaflamingo, Chileflamingo und neuerdings auch den Zwergflamingo. Vermutlich stammen sie alle von Tieren ab, die irgendwann einer Gefangenschaft entflohen sind. Was die Möwen angeht, so sind mir nur die Lachmöwen bekann. Ansonsten nennt Wikipedia noch die folgenden hier brütenden Vogelarten: Bekassine, Blaukehlchen, Blässhuhn, Feldschwirl, Großer Brachvogel, Höckerschwan, Knäkente, Krickente, Löffelente, Reiherente, Rohrweihe, Rotschenkel, Schnatterente, Schwarzhalstaucher, Stockente, Tafelente, Wasserralle, Wiesenpieper, Wiesenschafstelze und Zwergtaucher. Gänse habe ich auch gesehen :-)
Doch die Attraktion sind natürlich die Flamingos. Weltweit gibt es kein weiter im Norden gelegenes Flamingo-Brutgebiet als das Zwillbrocker Venn. Im Juni, so habe ich inzwischen gehört, sind die jungen Flamingos zu sehen und machen die ersten Ausflüge mit ihren Eltern. Dann wird es sicher sehr voll werden auf den Wegen am Ufer dieses wunderbaren Sees im westlichsten Teil des Münsterlandes, direkt an der niederländischen Grenze, und die Teleobjektivdichte wird sicher noch einmal steigen.
Zwillbrocker Venn bei Wikipedia | https://de.wikipedia.org/wiki/Zwillbrocker_Venn |
Biologische Station Zwillbrock | https://www.bszwillbrock.de/de/biologische-station-zwillbrock/ |
Im Rahmen eines Preisgewinns im Ende 2021 (1. Preis für eine Kurzgeschichte) wurde ich zu einem zweiwöchigen Schreibaufenthalt nach Brüsenhagen/Prignitz/Brandenburg eingeladen. Ich wohnte dort auf Hof Obst in einer geräumigen Ferienwohnung und hatte alle Zeit der Welt, um neue Texte zu schreiben. Neben den äußerst netten Menschen, die ich kennenlernen durfte, hat mich besonders die Landschaft beeindruckt und ihre Auswirkungen auf meine Großstädterseele.