Theater |
Brainwash Paradise |
Theater im AMG Witten |
am 26.06. und 11.07.2017 |
Wer zur Theateraufführung des Literaturkurses im AMG in Witten wollte, der musste zunächst an zwei hartgesottenen Türsteherinnen vorbei. Kein Witz und keine dumme Bemerkung konnten ihnen ein Lächeln entlocken. Wer keine Freikarte hatte wie ich und sich den Eintrittspreis sparen wollte, hatte an dieser Stelle verloren. Dass diese durchtrainierten Schergen auch noch ausgefeilte Kampfkünste beherrschten, konnte an dieser Stelle noch niemand wissen. Doch wer genauer hinsah, musste es eigentlich erahnen.
Was ich dann erlebte, nachdem ich diese Hürde gemeistert hatte und glücklich in der ersten Reihe saß, war ein spannender Zukunftskrimi. Dieser Literaturkurs des Albert Martmöller Gymnasiums in Witten hatte über Monate hinweg eine verzwickte Story erarbeitet und inszeniert. Es war die Geschichte von Lu, die zehn Jahre im Koma lag und nun in einer fremden Welt erwacht. Die Menschen haben sich verändert, scheinen glücklich, werden in Wahrheit aber von implantierten Chips gesteuert, die – wie kann es anders sein in einem Thriller – von einem skurrilen Bösewicht beherrscht werden. Dieser hat sicher nicht zufällig an all die wahnsinnigen Bösewichte zahlloser James-Bond-Filme erinnert und trug einen so absurden Namen, dass er mir unmöglich im Gedächtnis bleiben konnte.
Lu versucht sich zurechtzufinden in einer fremden Zeit und findet Anschluss bei den Rebellen, die die Chips aus der Welt schaffen wollen. Als Tochter des liebenswert verrückten Wissenschaftlers, der einst diese Chips erfand, ist sie sogar der Schlüssel zum Erfolg der Rebellion. Und am Ende – völlig selbstverständlich für eine gute James-Bond-Story – wird der Fiesling mit dem komischen Namen endlich zur Strecke gebracht.
Das Bühnenbild war einfach gestaltet, die Kostüme nicht aufwändig, aber sehr eindrucksvoll und detailverliebt. Die glücklich scheinenden Hippies der ersten Szenen in Partykleidung, die Rebellen in Lederjacken, Oberhemd und Batman-Shirt, der Bösewicht in feinstem Zwirn, und alles verziert mit effektvollen Accessoires. Sehr aufwändig gestaltet war dagegen die ein oder andere Frisur (wobei die Hauptdarstellerin ihre Dreads auch im wahren Leben trägt). Alles zusammengenommen war in der Lage, die Zuschauer effektvoll in eine dystopische Zukunft zu versetzen.
Hilfe hatten die Schülerinnen und Schüler neben ihrer Lehrerin Petra Vogt-Holopainen auch von der Schauspielerin Britta Lennardt. Sie unterstüzte beim Schreiben und Inszenieren und bediente außerdem die Technik während der Vorführung. Die jungen Menschen auf der Bühne waren Schauspiel-Laien. Dass hier und da mal etwas nicht ganz nach Skript verlief, machte die ganze Veranstaltung nur sympathischer. Wie ich an anderer Stelle schon schrieb: Ich liebe Laientheater – insbesondere für diese entspannte Unkompliziertheit :-)
Ach ja, die beiden Türsteherinnen spielten übrigens auch auf der Bühne mit. Als gnadenlose Leibwächter des Bösewichts wurden sie von den Rebellen geschickt gegeneinander ausgespielt und setzten sich gegenseitig außer Gefecht – in einer exzellent choreografierten Kampfszene, in der sie die oben erahnten Kampfkünste eindrucksvoll unter Beweis stellten.
WAZ-Artikel vom 26.06.2017: | https://www.waz.de/staedte/witten/schueler-bringen-eigenes-theaterstueck-auf-die-buehne-id211034085.html |
2017. Es ist Lutherjahr. Allerorten finden unzählige Veranstaltungen statt, die den Reformator zum Thema haben. Auch in Witten a.d. Ruhr - nicht zu verwechseln mit Wittenberg. In Wittenberg hat Martin Luther vor 500 Jahren gelebt und gelehrt, in Witten kann man nun dies und noch viel mehr über sein Leben erfahren: im Reformationsgarten, einem lebhaften Theaterstück in der und um die Johanniskirche.
Laientheater ist geil! Besonders Laientheater mit schmalem Budget und bescheidenem Bekanntheitsgrad. Gegenüber etablierten Theaterveranstaltungen hat Laientheater einige Vorteile: Als Zuschauer zahlt man nur einen Bruchteil des Eintrittspreises, sitzt dafür aber ganz nah vor einer Bühne, die klein genug ist, die Darsteller teilweise vor der Bühne agieren zu lassen, und die vollgestopft ist mit Requisiten, die nicht etwa zu irgendeinem Fundus gehören, sondern zum Teil ganz persönliche Dinge der verschiedenen Beteiligten sind – und diese Dinge sind nicht einfach nur Dinge!
Ich sah die Plakate und wunderte mich über den Titel der Veranstaltung: „Waterlicht“. Nicht deutsch und nicht englisch, dachte ich, und erst, als ich den Namen des urhebenden Künstlers las – Daan Roosegaarde – wurde mir klar, dass dies ein niederländisches Wort sein muss. In jedem Falle aber sah es nach einer wunderschönen Lichtinstallation aus.