Theater |
TheO und das Theater im Fundbüro |
Premiere im Wittener Oberdorf |
am 09.06.2013 |
Laientheater ist geil! Besonders Laientheater mit schmalem Budget und bescheidenem Bekanntheitsgrad. Gegenüber etablierten Theaterveranstaltungen hat Laientheater einige Vorteile: Als Zuschauer zahlt man nur einen Bruchteil des Eintrittspreises, sitzt dafür aber ganz nah vor einer Bühne, die klein genug ist, die Darsteller teilweise vor der Bühne agieren zu lassen, und die vollgestopft ist mit Requisiten, die nicht etwa zu irgendeinem Fundus gehören, sondern zum Teil ganz persönliche Dinge der verschiedenen Beteiligten sind – und diese Dinge sind nicht einfach nur Dinge!
Dreizehn Darsteller, ein Regisseur, eine Regisseurin und ein Pastor standen gestern Abend auf der Bühne der Wittener Gemeinde im Oberdorf. Der Pastor war der Gastgeber und hielt eine nette und angenehm kurze Dankesrede am Ende der gelungenen Premiere. Uraufgeführt worden war das neueste Theaterstück der Theatergruppe TheO, die in seiner Gemeinde beheimatet ist. Der Titel des Stücks lautet "Fundbüro", und genau an einem solchen mystischen Ort nahmen die Dinge ihren Lauf.
Wer hat sich nicht schon einmal gefragt, wie es zugeht in einem Amtszimmer, in dem verlorengegangene Dinge gehortet werden, die persönlichsten Wertgegenstände unterschiedlichster Besitzer aufeinander treffen und ein buntes Multikulti der Besitztümer veranstalten? Hier, ja hier im Fundbüro warten sie alle sehnsüchtig darauf, endlich von Herrchen oder Frauchen abgeholt zu werden. Sie alle? Nein nicht alle! Dies ist mir gestern eindringlich vermittelt worden, und ich war geschockt. Denn so manches Ding sehnt sich gar nicht nach Zuhause, sondern träumt von Freiheit und der Flucht in ferne Länder.
Mit mir mussten dies auch die übrigen gut hundert Premierengäste erfahren, die das abgedrehte Figurentheater von TheO verfolgten. Vier schwarz gekleidete "Puppenspieler" hauchten einem Halstuch, einem Regenschirm, einem Mikrofon und einer Mehrfachsteckdose Leben ein. So bekam ich einen einzigartigen Einblick in die Lebenswirklichkeit der Dinge: Panik und paranoide Angst, Coolness, Sehnsucht nach Freiheit aber auch der Wunsch nach Zärtlichkeit wurden mir so plastisch vor Augen geführt, dass ich heute wieder – wie schon als Kind – davon überzeugt bin, dass alle Dinge leben und – das aber war mir neu – auch alle ein bisschen verrückt sind.
Aber jetzt ist dieses Theaterstück ja kein reines Figurentheater. Nicht weniger verrückt als die Dinge sind darin die Charaktere der Menschenwelt, die die amüsante Rahmengeschichte vorantreiben. Allen voran die Fundbüro-Leiterin Frau Kolipost, die ihr Amt zwar souverän und engagiert führt, sich aber auch ein klein wenig korrupt zeigt (jedenfalls, wenn es um den kleinen Stofftiger geht). Da sie außerdem zu altmodisch ist für diese Welt, wird ihr der datenbankbegeisterte Herr Hornberger vom Controling vor die Nase gesetzt, der Ordnung in ihr unsystematisches Chaos bringen soll. Als dieser von Frau Koliposts bester Freundin angehimmelt wird, spannt sich die ohnehin angespannte Situation noch weiter an. Hinzu kommen unzählige skurrile Personen, die gefundene Dinge anschleppen ("Ein Klavier im Fundbüro?") oder verlorene wieder abholen und ordentlich Chaos in den Laden bringen.
Ich weiß nicht, ob dies Absicht war, aber die Aufführung hat mich sehr an den einen oder anderen Fernseh-Schwank des Hamburger Ohnsorg-Theaters aus den 70er Jahren erinnert; verschiedenste Konflikte zwischen aufgedrehten Persönlichkeiten, teilweise gleichzeitig auf der Bühne ausgetragen, ein Tohuwabohu, das schlimmer kaum sein könnte. Dies alles aber nicht vor der Glotze zu erleben, sondern mitten drin zu sitzen, Mimik und Gestik engagierter Darsteller aus nächster Nähe zu betrachten und ihre Freude am Schauspiel zu spüren – das ist Laientheater!
Ende dieser Woche folgen noch zwei weitere Aufführungen dieser charmanten Komödie, die die TheOs übrigens in den vergangenen Monaten selbst geschrieben haben. Ich kann jedem nur empfehlen, eine dieser Chancen wahrzunehmen und sich tapfer einem tiefen Einblick in die Geheimnisse und Abgründe einer deutschen Behörde zu stellen.
Bei einer dieser Aufführungen wird übrigens auch die Leiterin des realen hiesigen Fundbüros anwesend sein, so ist mir aus verlässlicher Quelle zu Ohren gekommen. Ob sie sich und ihre Arbeit wiedererkennen wird? Ich wünsche es ihr. Und ich wünsche es ihr nicht.
Denn die Dinge sind nicht einfach nur Dinge ...
Trailer-Video "Fundbüro" | https://www.youtube.com/watch?v=yvpMtG5guMY |
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