|
27.06.2012
![]()
Eigentlich mag ich keine Kinder. Ich mochte noch nie Kinder! Sie sind laut und frech und zappelig – immer in Bewegung. Lange Zeit habe ich mich an die Ratschläge meiner Mutter gehalten. Bis vor vier Wochen. Da kamen diese beiden Gören vorbei und brachen Teile von meinem Haus ab. Der kleine Junge war vorlaut, ungezogen und ein Strich in der Landschaft. An dem Mädchen war schon etwas mehr dran, aber Mädchen sind nun mal nicht so faul wie Jungs. Deshalb habe ich sie arbeiten lassen und mir ihren Bruder zuerst vorgenommen. Was soll ich sagen, meine Mutter hatte Recht. Wochenlang habe ich den Bengel gemästet. Es war nicht gerade billig, ihn aufzupäppeln und vollzustopfen mit all dem fetten und süßen Zeug. Das Ergebnis aber war mager. Genau, wie meine Mutter immer gesagt hatte: er wurde nicht dicker.
Seine Schwester war auch eine herbe Enttäuschung. Sie wollte nicht recht arbeiten und alles musste ich ihr zweimal sagen. In der Küche hatte sie rein gar nichts auf der Pfanne. Die einfachsten Dinge musste ich ihr zeigen, aber auch das ging nie ohne Ärger und Drohen. Dann hat das Balg immer angefangen zu flennen, ich solle sie doch beide verschonen und ihr geliebtes Brüderchen frei lassen, bla bla bla. Das hat dermaßen genervt! Ich habe es echt bereut, nicht sie zuerst in den Käfig gesteckt zu haben.
Heute morgen hat es mir dann endgültig gereicht. Zum x-ten Mal bekam ich nur einen Hühnerknochen zu fassen, und der Frechdachs hat sich wieder lustig gemacht über mich. Und dann warf er mir den Hühnerknochen sogar ins Gesicht. ![]()
Ja da war was los! Der Junge schimpfte und das Weibsbild fing wieder an zu heulen! Aber ich blieb hart.
„Ich wusste nicht, wie man den Ofen anmacht“, jammerte sie. Zugegeben, das hatte ich ihr noch nicht gezeigt. Aber ist das denn so schwer? Was bringt man den Kindern eigentlich bei heutzutage? Jetzt ist es ja so, dass mein Ofen nicht mehr der neueste ist. Seit einiger Zeit hat er die Macke, dass er nicht immer beim ersten Versuch angeht. Meist funktioniert es ja, aber manchmal eben nicht. Deshalb öffnete ich die Klappe, schaute kurz hinein und fühlte, ob es warm wurde. Es wurde warm, aber der Test war ein Fehler! Kaum hielt ich einen Arm hinein, brüllte das Rotzblag hinter mir: „Das war’s mit dir, du blöde Kack-Hexe!“ Dabei trat sie mir in den Hintern. Ich wollte mich umdrehen und ihr eine schallern, aber da stemmte sie sich schon mit ihrer ganzen Kraft gegen meinen Rücken. Ich hatte schlechte Karten, wie ich so gebückt vor dem offenen Ofen hockte, während sie von hinten drückte, zerrte und schob. Ich schrie, schlug um mich und traf sie sogar am Schienbein. Aber das machte sie nur noch wilder, so dass sie auch noch kratzte, spuckte und biss. Nach kurzem Gerangel landete ich schließlich genau auf dem heißen Rost im Ofen. Als ich mich umdrehte, schlug sie die Tür vor meiner Nase zu. Beinahe hätte ich sogar noch meine Finger dazwischen gehabt! So, nun sitze ich hier in der glühenden Hitze und kann froh sein, dass ich eine Hexe bin und das ab kann. Gerade habe ich mir überlegt, einfach hier abzuwarten, bis die liebe Kleine ihr armes Brüderchen befreit hat. Wenn die beiden dann einfach abhauen, bin ich sie los. Endlich! Ich hoffe nur, dass sie nicht noch meine Wohnung durchstöbern und die Klunker finden. Und morgen lasse ich erst mal den Ofen reparieren …
![]() ![]()
Schade, noch keine Kommentare.
Schreibe hier den ersten Kommentar: |